Tim brachte nach dem etwas missglückten Kinoprogramm gestern das Gespräch nicht auf „Potcasting“, sondern auf Podcasting und Vlogs. Eigentlich war mir das ja schon länger ein Begriff, aber ich musste erst mal auf Mozilla Thunderbird 1.5 beta2 updaten, um Podcasting in meinen Mail-Client zu integrieren. Jetzt läuft der Donnervogel aber auch seamlessly als Podcasting-Client. Wenn Podcasting das Erstellen und Senden von selbstgemachten Radiosendungen im Format eines Weblog ist, dann ist ein Vlog nichts anderes als ein Video-Weblog. Was das ist, kann man am besten an Beispielen erklären, die Tim gestern abend „auf den Schirm“ warf: So wird auf What-is vlog erklärt, wie man in Massachusetts Spielzeug-Raketen baut; die Band OK Go macht Hinterhof-Tanzchoreographie zu ihren Songs. Alles in allem bekommt man ein sehr gemischtes Angebot, das nur in Auswahl sehenswert ist. Medienkompetenz ist also mal wieder sehr gefragt, allein um die richtige Auswahl zu treffen!
Sehr empfehlen möchte ich an dieser Stelle den Videoclip Biometric Passport aus Artificial Eye, dem Blog des Berliner VJ Falk (der schon in Tims Blog lobend erwähnt wurde). Noch politischer, dafür aber sehr amerikanisch ist das Angebot von Democracy Now.
Der Favorit des gestrigen Abends war allerdings der Clip Red October von Tiki Bar TV. Das ist ein Vlog, bei dem man (neue) Cocktails kennen lernen kann – zum Beispiel den Cocktail Red October, von dem ich vorher noch nie gehört hatte. Die Cocktails werden – sehr lustig inszeniert – an einer Wohnzimmerbar gemixt.
Ich denke, Wikis, Blogs, Podcasting und Vlogs sind gerade dabei, die globale Medienlandschaft stark zu verändern. Bisher gab es ja nur Massenmedien, in denen wenige Menschen mit vielen (unidirektional) kommunizieren konnten; jetzt können viele Menschen mit vielen kommunizieren. Die „Umverteilung der medialen Produktionsmittel“ (meine Worte… klingt aber irgendwie gut) hat natürlich viele Veränderungen zur Folge:
- Über das Urheberrecht muss völlig neu nachgedacht werden.
- Diktaturen haben praktisch keine Chance mehr.
- Die Medienindustrie wird sich vollkommen verändern: Radio und Fernsehen waren gestern! Diese Medien werden zwar weiter existieren, aber völlig anders gestaltet sein, eben mehr an On Demand und Interaktivität orientiert.
- File Sharing wird zum Normalfall werden, wofür ein global rechtlicher und technischer Rahmen geschaffen werden muss. Vermutlich wird das gesamte Netz zu einem gewaltigen Datenspeicher und damit zu einem riesigen File-Sharing-System.
Sicher werden die kommenden Jahre sehr interessant!
Leider gibt es auch negative Veränderungen im politischen Umfeld: Fanatiker haben bessere Chancen als je zuvor, Gehör zu finden und ihre radikalen Thesen zu verbreiten. Wer früher aus gutem Grund und zum Glück spinnerter Einzelgänger war, findet heute leicht Gleichgesinnte.
Ich glaube zudem nicht, daß die bisherigen Medien einfach so verschwinden werden. Bücher, Radio, Fernsehen und das „gewöhnliche“ Internet wird es nach wie vor geben. Nur wird es eben immer öfters ein Blog zum Buch, zur Sendung oder zum Internetauftritt geben, welches einerseits ergänzt und mehr Aktualität/Interaktivität/Verzweigung ermöglicht, andererseits eben die traditionellen, etablierten Formate davor bewahrt, allzu viel an Bedeutung zu verlieren oder als überholt abgestempelt zu werden.
Ja, ich denke auch, dass sich gewisse Medien (wie zum Beispiel das Buch) kaum verändern werden. Andere Medien, wie zum Beispiel das Fernsehen haben sich schon erheblich verändert über die letzten Jahre und werden dies auch noch weiter tun (in Richtung on demand), aber sicher bleiben diese Medien dennoch bestehen.