Heute war der erste Tag der re:publica 08. Die Eröffnungsveranstaltung hatte ich wegen der Schlange vorm Eingang (im Regen!) verpasst. 🙂 Dann kam gleich die Keynote über Nützliches Vergessen von Viktor Mayer-Schönberger, die ich nicht besonders gut fand, denn ich halte die Forderung, das Internet müsse vergessen für weltfremd und unpraktikabel. Wer so etwas fordert, lebt in der Tat noch im Web 1.0, denn wenn alle User vernetzt sind und das Netz dezentral ist, kann man nicht auf Vergessen setzen, weil man nie weiß, wer was gespeichert hat. Es müssen andere Wege gefunden werden, und vor allem kann man keine Forderungen an eine zentrale Instanz stellen, denn das Netz funktioniert so einfach nicht.
Die Zukunft der sozialen Netze fand ich zwar unterhaltsam, was besonders an Tim Pritlove lag, der versuchte, die Podiumsdiskussion noch irgendwie zu retten, aber das Panel war viel zu groß, und es kam keine substanzielle Information rüber. Der Vertreter von StudiVZ kam ständig argumentativ ins Schwimmen und der von MySpace dreschte nur PR-Phrasen. Unerträglich! Mir wurde schlagartig klar, dass Twitter, das natürlich kein soziales Netzwerk ist, die sozialen Netzwerke vernetzen und wahrscheinlich beerben wird. So trug ich wenigstens eine Erkenntnis davon.
Dem entsprechend war natürlich der kleine Workshop-Raum für den Vortrag über die Twitterwelt zu klein. Der Vortrag war interessant und noch interessanter die Publikumsreaktionen; vor allem war zu beobachten, dass Twitter selbst von neophilen Menschen noch unterschätzt wird.
Erwartungsgemäß unterhaltsam fiel die Web Side Story aus, deren Aufzeichnung ich jedem empfehlen kann: eine gelungene Satire auf das Web 2.0 und seine Nutzer! Markus Beckedahls Vortrag über die digitale Gesellschaft brachte wenig Neues. Tim Pritloves Live-Podcast mit Peter Glaser war unterhaltsam; ich bedauere jedoch, dass das Publikum nicht einbezogen wurde. Das wäre doch die Herausforderung gewesen!
Der Vortrag über Porno2.0 von Torsten Kleinz war für mich auch recht interessant, weil Hetero-Pr0n für mich bisher eine völlig unbekannte Welt war, zumal Torsten einen gefällig trockenen Vortragsstil hat.
Ich ließ mich dann noch per Mikro.fm in die Zeit der Piratensender zurückversetzen, die ebenfalls eine 2.0-Phase erreichen: Sendungen werden per Internet verteilt und dann von verschiedenen Nahsendern ausgestrahlt (dank Vernetzung über eine große Fläche hinweg). Das war schon sehr spannend! Danach war ich noch mit ein paar Extrembloggern in einem Slow Food-Fastfood-Restaurant an der Tram-Haltestelle Zionskirchplatz.