An diesem Wochenende fand zum 25. Mal die Lange Nacht der Museen statt, für mich war es wohl die dreiundzwanzigste, was ja auch keine schlechte Zahl ist. Auch diesmal war ich wieder mit ein paar netten Leuten unterwegs und erkundete die nächtliche Museenlandschaft.
- Wir starteten wie so oft beim Schwulen Museum. Die Zeichnungen von Herbert List fand ich zwar nicht so überzeugend wie seine Fotos, aber dafür ist die Lange Nacht ja da, dass man auch mal was anderes sieht. Die Dauerausstellung und die Sonderausstellung der Sammlung Piske lohnen jedoch einen Besuch.
- In der Akademie der Künste Berlin haben wir dann die Ausstellung Kunst und Revolution über die Wendezeit in Berlin. Das nebenstehende Foto habe ich aus dem Akademiegebäude aufgenommen. Die Ausstellung ist an sich nicht so interessant, aber zusammen mit der dazu passenden Ausstellung im Kunstgewerbemuseum Berlin mit dem Titel „In Grenzen frei“ ergibt sich ein interessanter Eindruck.
- Der Tod von Edward Kennedy hatte mich spontan auf die Idee gebracht, das private Museum The Kennedys direkt gegenüber der Akademie zu besuchen. Die Ausstellung zeigt sehr schön, wie die Medien von den Kennedys ausgenutzt wurden, um sich ins rechte Licht zu setzen (von wegen Vierte Gewalt!).
- Danach ging es zur Ausstellung ]Mythos Germania[ der Berliner Unterwelten über Albert Speers Projekt einer Welthauptstadt Germania. Die Ausstellung, die noch bist zum Jahresende zu sehen ist, kann ich sehr empfehlen, da sie einmal mehr die Abgründe des Nationalsozialismus sehr plastisch vor Augen führt.
- Der anschließende Besuch im Kunstgewerbemuseum Berlin ergänzte den Besuch in der Akademie der Künste. Die Ausstellung „In Grenzen frei“ zeigt zum Teil staatliche Auftragsarbeiten derselben Künstler, die auch in der Akademie ausstellen: Diese Arbeiten wirken natürlich ganz anders – wie mir bei Roger Melis auffiel. Außerdem lernte ich, dass es offenbar nur Frauenmode im Exquisit-Laden gab. Jedenfalls scheint keine Männermode beworben worden zu sein.
- Im Musikinstrumenten-Museum Berlin sahen wir dann den Stummfilm Der letzte Mann (1924) von Friedrich Wilhelm Murnau mit dem ersten Oscar-Preisträger Emil Jannings. Der Film wurde auf der Wurlitzer-Kinoorgel live begleitet. Das war recht eindrucksvoll, obwohl ich die Begleitung zu strauss-lastig fand.
Die Lange Nacht hatte ein „Nachspiel“ im sonntäglichen Freiluft-Auftritt der Staatskapelle Berlin: Unter dem Titel Staatsoper für alle wurde unter Daniel Barenboim auf dem Bebelplatz die Ouvertüre Romeo und Julia und die fünfte Sinfonie von Pjotr Iljitsch Tschaikowski gegeben. Durch den Kontrast mit der frühen Ouvertüre wirkt die fünfte Sinfonie besonders beeindruckend – zumal bei gutem Wetter und bester Stimmung auf dem mit 53000 Zuschauern übervollen Bebelplatz.
Immer wieder erstaunlich, wie gut Du in kulturellen Themenbereichen Dich auskennst. Gehört sicherlich zu deinen ganz grossen Stärken. Dieser Bericht gefällt mir sehr.
Ich komme gerade aus Zypern zurück, wo wir Nikosia, Girne, Burg Kantara, Larnaka, Famagusta, Salamis, usw. per Mietwagen im Linksverkehr besichtigt haben. Die Hauptstadt Zyperns ist geteilt, wie dies in Berlin der Fall war. Schon seltsam dies in Nikosia zu sehen und daran zu denken, dass dies in Berlin vor 20 Jahren auch noch der Fall war.