# Berlin – maha’s blog

Mein 500. Blogbeitrag: Serverausfall, Berlinale

Aufgrund des Ausfalls meines Servers im Februar ist folgender Eintrag über die diesjährige Berlinale völlig untergegangen. Jetzt, wo mein Blog seit der icmp7 wieder auf dem aktuellen Stand ist, liegt die Berlinale zwar schon lange zurück, aber der Vollständigkeit halber möchte ich den Beitrag doch veröffentlichen, der übrigens mein fünfhundertster in diesem Blog ist.

Berlinale 2014

Obwohl ich mich im letzten Jahr so sehr über einen Kinobesuch geärgert habe, dass ich mir vorgenommen hatte zuhause zu bleiben, ging ich auch dieses Jahr zur Berlinale und habe zwei neue Filme gesehen. Ich hätte sicher mehr gesehen, wenn die Berlinale endlich mal einen vernünftigen Kartenverkauf über das Internet organisieren könnte. Der Kauf über das Internet ist immer noch schwierig: es gibt nur kleine Kontingente und die richtigen Enthusiasten werden gezwungen, für Karten anzustehen. Das ist so richtig rückwärtsgewandt und auch so ein Grund, nicht mehr hinzugehen.

Gesehen habe ich Afternoon of a Faun: Tanaquil Le Clercq (Trailer), einen Film über eine US-amerikanische Ballet-Tänzerin, die an Kinderlähmung erkrankt. Der Film ist ein sehr guter Dokumentarfilm. Zwei Dinge haben mich gestört:

  1. An einer Stelle gab es einen unmotivierten schwarzen Schnitt – aber das ist eine Kleinigkeit;
  2. der Umgang mit der Homosexualität eines Protagonisten: Irgendwie war die ziemlich unterschwellig bis verklemmt heraushörbar (und von der Wikipedia bestätigt). Das ist eigentlich unzeitgemäß im 21. Jahrhundert. Ein Zuschauer hatte die Regisseurin nachher drauf angesprochen. Es war also nicht nur mir aufgefallen. Sie redete sich heraus damit, dass die Menschen manchmal komplizierter seien – ziemlich unsouverän!

Der andere Film war Triptyque (Homepage, Trailer), ein ziemlich interessanter Film aus Québec. Der Film setzt Techniken der Fotografie filmisch um und geht damit so richtig unter die Haut. Leider werden Menschen, die nicht sehr gut Französisch, Englisch und Deutsch können, ihn nicht wirklich genießen können. Er ist aber auf jeden Fall empfehlenswert.

Berlinale 2013

Es ist mal wieder Berlinale in Berlin, inzwischen schon zum 63. Mal. Das bedeutet ja leider immer sehr viel Durcheinander. Ich habe mich jedoch ins Getümmel geworfen und war heute in einem wirklich empfehlenswerten georgischen Film mit dem schönen Titel: Chemi sabnis naketsi oder A Fold in my Blanket. Der Film läuft auch im Wettbewerb um den Teddy Award, wird da aber weniger Chancen haben, denn um ihn als schwulen Film zu erkennen, muss man schon Georgier sein: Es geht (unter anderem) um eine ziemlich platonische Männerfreundschaft. Überhaupt ist der Film so geschrieben, dass er die Zustände in Georgien so subtil kritisiert, dass er noch Geld von der georgischen Filmförderung erhalten kann. Dennoch muss ich ihn empfehlen. Ich fand die subtile Symbolik schon sehr faszinierend. Es ist ein durch und durch intellektueller Film. Fast jede Einstellung ist genau durchdacht. Als Sprachwissenschaftler freut mich besonders, dass die russisch-georgische Zweisprachigkeit im Film eine Rolle spielt: Die Dialoge sind überwiegend georgisch, zum Teil aber auch russisch. Sehr schön ist auch der Einblick in den georgischen Alltag. Ich hoffe sehr für den Regisseur Zaza Rusadze (der nicht nur Georgier, sondern auch Berliner ist), dass der Film in den Verleih kommt.

Schließlich bin ich vor dem Trubel geflüchtet und habe im Chaos Computer Club Berlin abends noch: http://en.wikipedia.org/wiki/TPB_AFK, den neuen Dokumentarfilm über The Pirate Bay gesehen, denn ich empfehle: Es treten dort viele bekannte Personen auf, es geht um die Hintergründe des Piratbyrån und somit auch der Piratpartiet. Außerdem kann man ständig fazialpalmieren, wenn man die Argumentation der Content-Vertreter hört.

Und wo wir schon bei Filmen sind, spreche ich gleich noch eine Filmwarnung aus: Neulich lief ja Zero Dark Thirty in Deutschland an, der Film über die Jagd auf Osama bin Laden: Kann man sehen, muss man aber nicht. Der Film hat Längen, zeigt grausame Folterszene, die aber irgendwie als gerechtfertigt und sinnvoll hingestellt werden und ist wenig spannend. Irgendwie fragte ich mich ständig, ob sich das wirklich alles so zugetragen hat, wie dort beschrieben.

Verkehrspolitik

Ich dilettiere seit ja seit einiger Zeit im Politikbereich „Verkehr“. Inzwischen habe ich neben einem Rahmenantrag (Wahlprogrammbereich: Verkehrspolitik) drei Anträge ins Liquid Feedback eingebracht, die zur Zeit in der Abstimmungsphase sind:

  1. Wahlprogrammbereich: Verkehrspolitik: Umlagefinanzierter Personenverkehr
  2. Wahlprogrammbereich: Verkehrspolitik: Shared Space, Vorrang für Schwächere
  3. Wahlprogrammbereich: Verkehrspolitik: Intelligente Verkehrsbeeinflussung durch Wechselverkehrszeichen und Telemetrie flächendeckend einführen

Das Liquid Feedback begünstigt ja Dilettanten wie mich, denn diejenigen, die sich auskennen, geben Anregung und so können Anregungen verbessert werden. Das ist auch hier geschehen: Beim ersten Antrag konnte ich auf längere Diskussionen älterer Anträge zurückgreifen, auch für den zweiten Antrag gab es Vorbilder aus Berlin (unter anderem von Christopher Lauer) und für den dritten Antrag gab es einen Vorläufer von mir selbst, durch den ich zahlreiche interessante Hinweise erhielt, z.B. dass die Finanzierung der vorgeschlagenen Maßnahmen bereits bis 2015 gesichert ist.

Die Anträge stehen meiner Ansicht nach sehr im Einklang mit dem, was Piraten wollen, nämlich:

  • größtmögliche individuelle Freiheit unter Teilhabe aller oder anders formuliert: freie Entfaltung und Chancengleichheit,
  • Infrastrukturneutralität,
  • einen dritten Weg zu gehen zwischen den verhärteten Positionen der Analogparteien.

Besonders der umlagefinanzierte Personenverkehr spiegelt die drei Prinzipien wieder, denn öffentlicher Personenverkehr ist ja Infrastruktur, an der alle teilhaben können und die Freizügigkeit ermöglicht. Außerdem kann man so Menschen dazu bringen, vom Auto auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen, ohne den Autoverkehr durch Regulierung einzuschränken. Dieser dritte Weg zeigt sich auch beim Shared Space-Konzept: Autoverkehr soll hier nicht eingeschränkt werden, dennoch macht Shared Space in Verbindung mit dem Prinzip Vorrang für Schwächere den Straßenverkehr für alle Teilnehmer angenehmer. Das gilt natürlich auch für die intelligente Verkehrsbeeinflussung, die letztlich auch das Problem der starren Geschwindigkeitsbegrenzung zugunsten einer flexiblen löst.

Ich hoffe, dass diese Ansätze Zustimmung finden, da ich sie auch deshalb für wichtig halte, weil sie charakteristisch für die Piratenpolitik sein können.

Lange Nacht der Museen

Am letzten Samstag fand in Berlin die Lange Nacht der Museen statt. Von den 31. Nächten habe ich nach meiner (hoffentlich korrekten Rechnung) nur sechs verpasst, so dass es wohl meine 25. war und ich habe die Besuche ja auch oft hier dokumentiert. So auch diesmal:

Museum für Kommunikation Berlin

1. Station: Museum für Kommunikation Berlin

Eigentlich wollten wir ja beim Dalí-Museum beginnen, weil sich der Besuch dort wegen des hohen Eintrittspreises angeblich nur in der Langen Nacht lohnt, aber den gleichen Gedanken hatten wohl Viele und die Schlange war einfach zu lang. So ersetzten wir den Besuch einfach durch einen Rundgang durch das Museum für Kommunikation Berlin. Das lohnt sich bekanntlich immer, schon wegen des eindrucksvollen Gebäudes. Das von Sarah Wiener betriebene Museumscafé kann ich nicht empfehlen, denn eine Apfelschorle für 4,60 Euro bei Selbstbedienung (die zu wünschen übrig ließ) ist einfach zu teuer. Man sitzt dazu eher ungemütlich auf Holzstühlen auf einer „nackten“ Terrasse.

2. Station: Deutsches Currywurst-Museum Berlin

Das Museum ist zwar klein, aber recht gut gemacht. Vor allem Kinder dürften hier ihren Spaß haben. Die Currywurst, die wir uns am Ende des Besuchs gönnten, war offenbar dampfgegart, jedenfalls sehr labberig, die scharfe Soße nicht scharf. Da gibt es bessere Adressen, die ja auch im Museum Erwähnung fanden. Keine Erwähnung fand hingegen die Ketwurst (es sei denn, ich habe sie übersehen).

3. Station: Ephraim-Palais

Die Ausstellung BerlinMacher im Ephraim-Palais ist unbedingt sehenswert: Es geht um Leute, die Berlin gemacht haben. Da ich den Katalog zwar gekauft, aber noch nicht gelesen habe, kann ich noch nicht sagen, nach welchen Kriterien die Macher ausgewählt wurden, eine interessante Sammlung ist es aber allemal. Im Haus war auch ein Stand von Wikimedia. Warum der aber ganz oben und nicht bei den BerlinMachern untergebracht war, erschloss sich mir nicht, denn gerade bei den BerlinMachern griff ich das eine oder andere Mal zur Wikipedia, um zusätzliche Informationen zu erhalten.

Nikolaikirche

4. Station: Nikolaikirche

Nach einem Zwischenstopp im Georgbräu (das leider seine Terrasse schon um 21.30 Uhr schließt), kamen wir zur Nikolaikirche, wo ich zuletzt bei ihrer (Wieder-) Eröffnung 1987 war, zur 750-Jahrfeier von Berlin, damals noch Hauptstadt der DDR. Da hat sich doch einiges verändert! Insbesondere die Ausleuchtung ist sehr gelungen. Eindrucksvoll ist auch das Zehdenicker Altartuch, über das noch ein Wikipedia-Artikel fehlt (den ich leider mangels verfügbarer Informationen nicht schreiben kann).

Atari ST

5. Station: Computerspielemuseum Berlin

Da es inzwischen zu spät war für die leider nur bis 22 Uhr mögliche Terrassenbegehung beim Café Sibylle, übersprangen wir diese Station und begaben uns direkt zum Computerspielemuseum. Das war auch gut so, denn man kann dort viel Zeit verbringen, selbst wenn das Museum nicht besonders groß ist. Etwas schade fand ich, dass die nur gelegentlich bespielbaren Geräte nicht zur Langen Nacht eingeschaltet waren. Das wäre doch ein guter Anlass gewesen, aber wahrscheinlich möchte man das Publikum zum Wiederkommen animieren. Es empfiehlt sich daher der Besuch an einem Montag zwischen 18 und 20 Uhr.

Das war dann auch schon das gesamte Programm, das wir geschafft haben. Irgendwie ist die Lange Nacht dann doch gar nicht so lang. Vielleicht sollte wirklich früher begonnen werden (gerade im Winter). Außerdem ist es natürlich nicht gut, dass bestimmte Besichtigungen nur bis 22 Uhr oder Mitternacht möglich sind. Dennoch lohnt die Lange Nacht immer und ist im Sommer auch noch klimatisch angenehm.

Berlinale: Die Jungs vom Bahnhof Zoo

Rosa von Praunheims Spielfilme mag ich ja nicht so, jedenfalls waren Can I be your Bratwurst, please! und Der Einstein des Sex ziemlich unerträglich. Dafür empfiehlt sich der Regisseur mit seinen Dokumentarfilmen. Einen solchen sah ich gestern auf der Berlinale, nämlich Die Jungs vom Bahnhof Zoo (Beschreibung im Berlinaleprogramm). Es ist ein sehr politischer Film über die Situation und die Biografien von Strichern in Berlin. Eigentlich ist der Titel etwas irreführend, denn der Film spielt mehr in Schöneberg als am Bahnhof Zoo, aber das machte ihn ja für mich als Schöneberger umso interessanter. Auch mein Rumänisch konnte ich etwas auffrischen (die Synchronisation könnte genauer sein; ich hätte hier auch Untertitel vorgezogen, um besser zuhören zu können). Der Film ist erzählerisch gut gelungen, es gibt immer einen Spannungsbogen. Leider kann sich der Regisseur nicht ganz von (s)einem belehrenden Habitus befreien: So vermittelt der Film den Eindruck, dass ein Stricher praktisch immer Opfer von Misshandlungen im Kindesalter sei und deshalb unschuldig an der „Situation, in der er lebt.“ Diese Botschaft wirkt nicht sehr überzeugend im Zusammenhang mit der Prostitution aus wirtschaftlichen Gründen, die im Film auch beschrieben wird. Diese kritische Bemerkung soll aber niemanden davon abhalten, sich den interessanten Film anzuschauen. Sehr schön ist übrigens der am Anfang hineingeschnittene Bericht der Berliner Abendschau aus den fünfziger Jahren, der zeigt, wie sehr sich die Gesellschaft und die in ihr vorherrschenden Auffassungen von Moral seither verändert haben.

Berlinale II: הזמן הוורוד

Gestern habe ich dann den in meinem vorletzten Blogpost angekündigten Dokumentarfilm הזמן הוורוד (Hazman havarod, Gay Days) aus Israel gesehen. Er schildert die Entwicklung der Schwulen- und Lesbenszene in Israel bis 1998. Eine Fortsetzung ist geplant. Der Film ist sehr humorvoll, und trotz der bisweilen sehr ernsten Thematik verliert er nie seinen Optimismus und seine Heiterkeit.

Besonders faszinierend an dem Film ist es, die Protagonisten in alten Filmaufnahmen oder Fotos und heute zu sehen. Ihre persönliche Entwicklung, wie auch die rasante Entwicklung einer zunächst sehr homophoben Gesellschaft, ist beeindruckend. Überhaupt ist die Mischung aus Interviews und Filmmaterial sehr gelungen. Dabei sieht man auch eine Menge von Ausschnitten aus anderen israelischen Filmen. Der Film endet leider schon 1998, also vor 12 Jahren. Der Grund dafür ist, dass Regisseur und Produzenten dort den Höhepunkt der israelischen Schwulen- und Lesbenbewegung sehen, nämlich in den Ereignissen um den Sieg von Dana International beim Eurovision Song Contest 1998 (in Israel sei das so etwas wie der Oscar oder der Nobelpreis, sagt jemand im Film). Die Fortsetzung wird dann sicher trauriger enden, da ja im letzten Jahr einen mörderischen Anschlag auf ein Coming-Out-Zentrum in Tel Aviv gab.

Der Dokumentarfilm ist vor allem deshalb sehenswert, weil seine Botschaft ein allgemeines Plädoyer gegen Hass und Intoleranz ist. Ich freue mich daher auch schon jetzt auf die Fortsetzung.

Berlinale

Berlinale Bear in the Snow

Knapp über dem Schnee watet hier der Berlinale-Bär. Heute habe ich mich gleich mal ins Getümmel gestürzt und war in einem Film, nämlich in Весельчаки (englisch: Jolly Fellows). Der Episodenfilm (Filmtrailer ohne Untertitel) erzählt vom Leben verschiedener Drag Queens in Moskau. Ich hätte ihm die Höchstnote gegeben, wäre da nicht das völlig unangebrachte Ende gewesen. Man hatte wirklich das Gefühl, der Drehbuchautor habe keine Einfälle mehr. Das Ende ist überraschend tragisch und fast schon ärgerlich. Das gab einen Punktabzug.

Nächste Woche möchte ich mir noch den Dokumentarfilm הזמן הוורוד (englisch: Gay Days) ansehen, in dem es um die Entwicklung der israelischen Schwulenbewegung geht (der Titel müsste eigentlich – wie auch die israelische Schwulenzeitschrift – Pink Days heißen, dazu leider nur die hebräische Wikipedia). Mal sehen, ob es wieder so leicht sein wird, an Karten zu kommen.

Lange Museumsnacht

Brandburg Gate Engraving

In der Nacht von Samstag auf Sonntag war in Berlin wieder mal eine Lange Nacht der Museen. Diesmal schaffte ich es endlich (nachdem ich das schon 10 Jahre geplant hatte), ins Märkische Museum zu gehen. Das ist das Museum für Berliner Stadtgeschichte. Die Ausstellung zu den wichtigen Straßenzügen (Stalinallee, Nollendorfplatz usw.) ist sehr interessant, weil Architektur, Kunst, Historisches miteinander verwoben werden. Wissenschaftlich mag ich so einen Kultur-Mix ja nicht so gern, aber für ein Museum ist das sehr gut geeignet, weil es für den Betrachter einfach sehr abwechslungsreich ist und neue Sichtweisen eröffnet. Die Führung auf den Spuren des weltreisenden Alexander von Humboldt hat mir sehr gefallen. Da Alexander von Humboldt ja sozusagen die Leitfigur dieser Museumsnacht war, hatte ich es darauf angelegt, diese Führung mitzumachen, und bin nicht enttäuscht worden. Dafür spielte die im Museum auftretende Band etwas sehr laut. Das Besondere an den Museumsnächten ist ja immer, dass an vielen Standorten Musik, Speisen und Getränke angeboten werden. Die Veranstalter sollten aber nicht vergessen, dass ein Museum eben ein Museum ist, wo sich die Leute vor allem eben auf das museale konzentrieren wollen.

Vom Märkischen Museum ging es dann nach Charlottenburg, wo wir uns das Bröhan-Museum ansahen. Das Jugendstil-Museum wird einem allerdings schnell langweilig, wenn man kein großer Fan von Vasen und Keramik ist. Dass zum Beispiel praktisch keine Architektur vorkommt, finde ich sehr schade. Gegenüber im Stülerbau ist jetzt die Sammlung Scharf-Gerstenberg, die ich sehr empfehlen kann. Dort konnte man in der Langen Nacht sogar selbst künstlerisch tätig werden. So fertigte ich (auf Styropor) einen Stich vom Brandenburger Tor an, der hier auch abgebildet ist. Außerdem versuchte ich mich (weniger erfolgreich) an Abklatsch und Frottage. Besonders interessant war es, im Anschluss an die praktischen Übungen eine Führung mitzumachen, in der die Techniken anhand der Werke alter und neuerer Meister vorgestellt wurden.

Danach besichtigte unsere kleine Gruppe noch das nahe gelegene und daher nahe liegende Schloss Charlottenburg, und schon war es fast zwei. Die Lange Nacht ist also eigentlich gar nicht so lang!

Lange Nacht der Museen und Staatsoper für alle

An diesem Wochenende fand zum 25. Mal die Lange Nacht der Museen statt, für mich war es wohl die dreiundzwanzigste, was ja auch keine schlechte Zahl ist. Auch diesmal war ich wieder mit ein paar netten Leuten unterwegs und erkundete die nächtliche Museenlandschaft.

  • Wir starteten wie so oft beim Schwulen Museum. Die Zeichnungen von Herbert List fand ich zwar nicht so überzeugend wie seine Fotos, aber dafür ist die Lange Nacht ja da, dass man auch mal was anderes sieht. Die Dauerausstellung und die Sonderausstellung der Sammlung Piske lohnen jedoch einen Besuch.
  • Pariser Platz
  • In der Akademie der Künste Berlin haben wir dann die Ausstellung Kunst und Revolution über die Wendezeit in Berlin. Das nebenstehende Foto habe ich aus dem Akademiegebäude aufgenommen. Die Ausstellung ist an sich nicht so interessant, aber zusammen mit der dazu passenden Ausstellung im Kunstgewerbemuseum Berlin mit dem Titel „In Grenzen frei“ ergibt sich ein interessanter Eindruck.
  • Der Tod von Edward Kennedy hatte mich spontan auf die Idee gebracht, das private Museum The Kennedys direkt gegenüber der Akademie zu besuchen. Die Ausstellung zeigt sehr schön, wie die Medien von den Kennedys ausgenutzt wurden, um sich ins rechte Licht zu setzen (von wegen Vierte Gewalt!).
  • Danach ging es zur Ausstellung ]Mythos Germania[ der Berliner Unterwelten über Albert Speers Projekt einer Welthauptstadt Germania. Die Ausstellung, die noch bist zum Jahresende zu sehen ist, kann ich sehr empfehlen, da sie einmal mehr die Abgründe des Nationalsozialismus sehr plastisch vor Augen führt.
  • Der anschließende Besuch im Kunstgewerbemuseum Berlin ergänzte den Besuch in der Akademie der Künste. Die Ausstellung „In Grenzen frei“ zeigt zum Teil staatliche Auftragsarbeiten derselben Künstler, die auch in der Akademie ausstellen: Diese Arbeiten wirken natürlich ganz anders – wie mir bei Roger Melis auffiel. Außerdem lernte ich, dass es offenbar nur Frauenmode im Exquisit-Laden gab. Jedenfalls scheint keine Männermode beworben worden zu sein.
  • Im Musikinstrumenten-Museum Berlin sahen wir dann den Stummfilm Der letzte Mann (1924) von Friedrich Wilhelm Murnau mit dem ersten Oscar-Preisträger Emil Jannings. Der Film wurde auf der Wurlitzer-Kinoorgel live begleitet. Das war recht eindrucksvoll, obwohl ich die Begleitung zu strauss-lastig fand.

Open Air Concert

Die Lange Nacht hatte ein „Nachspiel“ im sonntäglichen Freiluft-Auftritt der Staatskapelle Berlin: Unter dem Titel Staatsoper für alle wurde unter Daniel Barenboim auf dem Bebelplatz die Ouvertüre Romeo und Julia und die fünfte Sinfonie von Pjotr Iljitsch Tschaikowski gegeben. Durch den Kontrast mit der frühen Ouvertüre wirkt die fünfte Sinfonie besonders beeindruckend – zumal bei gutem Wetter und bester Stimmung auf dem mit 53000 Zuschauern übervollen Bebelplatz.

re:publica09

Gerade bin ich auf der (bald zu Ende gehenden) re:publica09. Sie war voller und anders als die beiden vorangegangenen re:publicas, aber wieder sehr interessant. Auf der ersten war ja das Web 2.0 noch ganz neu, und man fühlte sich als Avantgarde. Das war schon bei der zweiten re:publica etwas anders. Damals war Twitter gerade der letzte Schrei und stand ziemlich im Mittelpunkt der Veranstaltung. Diesmal gab es keine solche Welle des Neuen. Dafür setzte man sich mehr mit Detailfragen auseinander. Hier die Vorträge, die mich am meisten beeindruckt haben:

  • Alvar Freudes Vortrag über Netzzensur. Der Vortragende hat sich da richtig intensiv eingearbeitet, nachrecherchiert und nachgefragt. Das war sehr aufschlussreich!
  • Das tvmagnet-Projekt von Kristian Müller und Rüdiger Weis finde ich sehr unterstützenswert. Das vorgestellte Programm ist wirklich praktisch und funktioniert. Ich glaube, dass das sicher ein kleiner, aber wichtiger Schritt in der gerade stattfindenden Medien-(R)Evolution ist.
  • Jon Worths Beitrag über die Atheist Bus Campaign hat mir sehr gut gefallen; das ist eine oft missverstandene Kampagne, denn es geht ja nicht darum, gläubige Menschen vom Atheismus zu überzeugen, sondern sie will zeigen, dass es nicht zwangsläufig ist, an einen Gott glauben zu müssen – schade, dass die Buskampagne wohl in Berlin nicht stattfinden wird. Unabhängig davon, welche religiöse Einstellung man hat, regt das doch sehr zum Nachdenken und Diskutieren an.
  • Kai Sostmann kannte ich schon von der letzten re:publica, und im Grunde ging es um dasselbe Thema, aber es war doch ein informativer Vortrag mit neuen Hinweisen wie man das Web zum Lehren und Lernen nutzen kann (aber bitte keine Titel mit „2.0“ mehr!).
  • John Kellys Visualisierungen fand ich sehr erhellend. Leider habe ich nur seinen zweiten Vortrag sehen können. Hoffentlich finde ich seine Folien irgendwo verlinkt.
  • Die Hedonistische Internationale hat es nicht so mit der Selbstpräsentation, aber inhaltlich fand ich den Beitrag sehr sehenswert.

Sehr angenehm war es natürlich wieder, vielen Leuten, die man sonst nur in der virtuellen Welt trifft, mal real in die Augen zu schauen. Das macht dann auch die virtuellen Kontakte wieder spannender. Da ist es dann auch zweitrangig, wenn die Internet-Ausdrucker immer noch nicht wissen, wie das Internet funktioniert.