Christoph hat einen neuen Kurzfilm gedreht, der zwar nur 99 Sekunden dauert, aber doch Film noir-Qualitäten hat. Diesmal bin ich richtig prominent beteiligt. Ich sage zum Glück wenig und spiele trotzdem eine wichtige Rolle – sozusagen mein Beitrag zur Berlinale 2009. Die Musik des Films gefällt mir sehr und natürlich Christophs Regie! Die Filmaufnahmen haben wir am vorigen Wochenende gemacht, und es war sehr kalt. Bevor ich jetzt viele Worte verliere, verlinke ich lieber gleich den Film, der übrigens Rost heißt und für sich spricht. Demnächst wird es wohl auch noch eine „Langfassung“ von ca. 3 Minuten geben. Viel Spaß!
Kategorie: Berlin
Beyond Metropolis
Abstieg in die Unterwelt
Damit man mir auch wirklich glaubt, dass man bei den Berliner Unterwelten mal mit der Leiter in ein enges Loch runter muss, hier das Beweisfoto als Nachtrag zum letzten Blogeintrag. Man sieht dort den Revisionsschacht, über den man in den unter Wasser stehenden Bunker einsteigen kann. Das war schon abenteuerlich!
Berliner Unterwelten
Gestern Nachmittag stand wieder eine Nerdtour auf dem Programm: Die Tour D durch die Berliner Unterwelten: Wie der Name dem Kenner verrät, befasst sich die Tour mit der ehemaligen U-Bahn-Linie D (jetzt in etwas anderer Streckenführung die U8). Zuerst erkundeten wir den U-Bahnhof Oranienplatz (Dresdner Straße). Dort war von 1927 bis 1987 ersatzweise eine BEWAG-Schaltstelle untergebracht. In einen Teil des Bahnhofs war zudem ein Bunker eingebaut worden, dessen Besuch besonders abenteuerlich war, denn es waren Gummistiefel nötig wegen des Regenwassers, das sich hier angesammelt hatte (das kalte Wasser ging knapp bis über die Knöchel). Auch der Zugang über eine Leiter war nicht gerade bequem. Der Bunker reicht von Kreuzberg bis Mitte und ist nach dem Mauerbau durch eine Mauer und eine Stahlplatte zur DDR-Seite abgeriegelt.
Danach ging es in den U-Bahnhof Moritzplatz, der ja zunächst gar nicht geplant war, später jedoch sogar zu einem S-Bahnhof ausgebaut werden sollte, was aber aufgegeben wurde. Auch hier sind in die Rohbauten Bunker eingebaut worden. Hier (wie auch in dem anderen Bunker) erwies sich die mitgebrachte Taschenlampe als nützlich. Man sollte eine kleine, handliche, aber sehr lichtstarke Taschenlampe mit sich führen, da manchmal kein Licht vorhanden ist. Große Taschenlampen eignen sich nicht so gut, wenn man mal eine Leiter oder Revisionstreppe hinabklettern muss.
Nach der dreistündigen Tour waren wir ziemlich erschöpft, ausgehungert und verfroren. Wir wärmten uns also in einer Kreuzberger Café-Institution auf, nämlich bei Tante Horst, und genossen dann noch Berliner Küche und Kreuzberger Molle beim Max und Moritz. Die Küche und der Originalberliner Umgangston sind sehr zu empfehlen.
Geburtstag
Am Wochenende wurde ich mal wieder älter, konnte mich aber in lustiger Runde darüber hinwegtrösten. Die Feierlichkeiten begannen mit dem Einkauf im KaDeWe schon gegen 11 Uhr. Auch wenn es sich das KaDeWe nicht nehmen ließ uns mit einer Weinprobe, kostenlosem Kaffee und Schampus zu verwöhnen und wir uns unsererseits noch Bäckchen vom Chianina-Rind mit Pastinaken-Gemüse gönnten, war der Einkauf sehr anstrengend, denn die Feinschmeckerabteilung war von Schaulustigen überfüllt, die uns beim Einkaufen zusehen wollten. Zum Glück half uns ein hauseigener Träger, dem wir allerdings den Weg zum Aufzug zeigen mussten, weil er ihn gerade nicht fand. Bevor mir jetzt Konsumismus vorgeworfen wird, möchte ich gleich erklären, dass es in Berlin eigentlich nur im KaDeWe möglich ist, einen Lebensmittelgroßeinkauf für größere Kochaktionen in nur einem Geschäft zu erledigen. Andere Geschäfte wären vielleicht billiger, aber das herumfahren, die Parkgebühren usw. würden den Einkauf verteuern, verlängern und in Stress ausarten lassen.
Hier also nun die Menüfolge des Abends, die dank Chefkoch wuerfel und gregoas heldenhafter Hilfe zustande kam:
- knoblauchscharfe Kürbis-Suppe
- gepökelter Schinken und Prager Schinken mit Sauerkraut und Kartoffeln
- Zabaione mit Pfirsich
- Chunk
Dazu gab es Wein aus Valdepeñas, Berliner Pilsner und Veldensteiner Zwickelbier – natürlich vom Fass – sowie Club-Mate und Schorle.
Sicher lag es an den kulinarischen Genüssen, dass der Abend sehr angenehm verlief. Vor allem lag es aber an der Mischung der Leute, die gekommen waren. Ich fand die Zusammensetzung der Gäste ausgesprochen stimulierend, und es ergaben sich viele spannende Gespräche. Ein paar Leute hatten sich und mich auch länger nicht gesehen, so dass es auch ein paar interessante Neuigkeiten auszutauschen gab. Ich denke, das ist auch Sinn und Zweck solcher Feiern: Leute zusammenzubringen, die sich oft oder selten sehen, aber doch viel zu sagen haben.
Sommerbilder
Endlich bin ich dazu gekommen, meine Sommerbilder bei flickr online zu stellen. Da bekommt man gleich eine richtige Sommernostalgie, die aber wohl noch bis zum nächsten Jahr anhalten muss, denn der Sommer wird in Deutschland vorher sicher nicht mehr spürbar sein.
Auf dem Foto sieht man das Spree-Ufer gegenüber vom Berliner Hauptbahnhof, von wo aus man einen schönen Blick auf diesen hat. Da ich ja begeisterter Bahnfahrer bin (und demnächst dann wohl auch Bahnaktionär), finde ich die Aussicht von hier besonders schön. Außerdem ist man so schnell am Zug. 🙂
Musenstadt Berlin
Dieses Wochenende stand für mich ganz im Zeichen der Kultur: Von Samstag auf Sonntag gab es mal wieder die Lange Nacht der Museen in Berlin:
- Ich startete mal wieder beim Schwulen Museum, obwohl mich die Ausstellung über Lesben in Berlin nicht so sonderlich interessierte. Sie war jedoch erwartungsgemäß gut gemacht. Bedauerlich war bloß, dass die übliche Führung um 17 Uhr nicht stattfand, mit der ich eigentlich gerechnet hatte. Die Dauerausstellung des Museums hatte ich seit längerem nicht gesehen und muss zugeben, dass sie enorm an Umfang gewonnen hat und fast schon beängstigend voll ist.
- Danach ging es zur Museumsinsel, wo wir zunächst im Alten Museum der Nofretete unsere Aufwartung machten. Da war ich zwar erst bei der letzten langen Nacht, aber das Ägyptische Museum ist ja immer einen Besuch wert und passte so wunderbar zu unserem nächsten Ziel, dem Pergamonmuseum
- Dort findet zur Zeit die Ausstellung Babylon – Mythos und Wahrheit statt. Ich hatte mir zum Glück zuvor ein kostenloses so genanntes „Zeitfensterticket“ besorgt, das es ermöglichte, an der doch sehr langen Schlange vorbeizukommen. Die Ausstellung ist wirklich sehr eindrucksvoll. Ich finde es zwar gewöhnungsbedürftig, dass Ausstellungsgegenstände aus den unterschiedlichsten Epochen zusammenstehen, aber museumspädagogisch ist diese Ausstellung so gut aufbereitet, dass man mit Spannung so lange dort herumlaufen kann, bis die Füße wehtun.
- Nachdem wir viel Zeit in der Babylonausstellung verbracht hatten, besuchte ich anschließend das Bode-Museum, das mich aber nicht so beeindruckte. Irgendwie wirken die mittelalterlichen Skulpturen nach der großartigen Ausstellung im Pergamonmuseum nicht so richtig. Der Aufenthalt im Bode-Museum war auch deshalb so kurz, weil ein Wärter meine Begleiterin wegen ihrer Handtasche nicht ins Museum lassen wollte, obwohl wir anstandslos in die anderen Museen gekommen waren (wo es zum Teil viel strikter zuging). Außerdem gab es andere Besucher mit viel größeren Taschen (und sogar einem Rucksack!).
- Leider mussten wir den Weg bis zum Medizinhistorischen Museum zu Fuß zurücklegen, weil die Bus- und Tramverbindung vom Bode-Museum zum BMM nicht berauschend ist. Ich finde ja die Präparatesammlung nicht so angenehm zu betrachten und sparte sie mir dann auch. Unser eigentliches Ziel war die Sonderausstellung über Magnus Hirschfeld und sein Institut für Sexualwissenschaft, sowie dessen Schicksal im Zusammenhang mit der Bücherverbrennung 1933 in Deutschland (ausführliche Information zur Ausstellung).
Bekanntlich fand die Bücherverbrennung der Nazis (mit dem Bestand von Hirschfelds Bibliothek) ja auf dem heutigen Bebelplatz
neben der Staatsoper Unter den Linden statt. Dort führten mich meine Wege am Sonntag hin, denn es wurde dort ein Freiluftkonzert von Ludwig van Beethovens 9. Symphonie mit der Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim. Die Symphonie ist schon sehr mitreißend und entfaltet auf dem Forum Fridericianum so richtig seine Wirkung. (Ich empfehle die Beschreibung der Symphonie in der Wikipedia!) Leider verhielt sich das Publikum etwas störend: Manche klatschten zwischen den Sätzen und einige sogar mitten im letzten Satz in der Generalpause.
12 Konsonanten
Angstschweiß gilt bekanntlich unter Deutschlernenden als sehr schwieriges Wort, das so manchem tatsächlich den Angstschweiß auf die Stirn treibt, denn es enthält acht Konsonantenbuchstaben in Folge. Rein phonetisch betrachtet sind es natürlich nur fünf, denn <ng> ist ein Digraph und <sch> ein Trigraph, also ein Laut, dessen graphische Darstellung sich aus mehreren Buchstaben zusammensetzt. So ergeben sich lediglich 5 aufeinander folgende Phoneme in /ˈaŋstʃvaɪs/, was natürlich schon eine Herausforderung darstellt.
Im Label 205 hatte ich heute ausführlichGelegenheit über Konsonantenhäufungen zu diskutieren, als mir plötzlich durch eine zufällige Gedankenassoziation ein Wort durch den Kopf ging, das immerhin zwölf Konsonantenzeichen enthält, nämlich: Borschtschschlürfer, und das noch dazu ein Doppel-sch aufweist. Allerdings handelt es sich bei <rschtschschl> auch nur um fünf Konsonantenphoneme, nämlich /rʃʧʃl/; wahrscheinlich ist das die Obergrenze. Dennoch ist Borschtschschlürfer zumindest für heute mein Wort des Tages.
Lighter Tillmans
Heute war ich im Hamburger Bahnhof, um die Austellung Lighter von Wolfgang Tillmans zu sehen. Die Ausstellung endet am Sonntag, es wurde also höchste Zeit! Zudem ist am Donnerstag der Eintritt frei, also ist es eine gute Gelegenheit, sich moderner Kunst zu widmen, insbesondere wenn man eine nette Begleitung hat. Die Ausstellung fand ich allerdings etwas enttäuschend, denn Tillmans mag ich doch eher als Portrait-Fotografen, und Portraits nehmen in dieser Ausstellung eine untergeordnete Stellung ein. Ich glaube auch, dass Tillmans die Portrait-Fotografie viel mehr liegt als das Abstrakte, das bei ihm irgendwie uninspiriert wirkt. Es gibt auch eine Reihe von Kollagen, die ganz interessant sind, allerdings fand ich nur zwei bis drei wirklich überzeugend.
Les Chansons d’amour
Gerade komme ich aus Berlins schönstem Kino zurück, dem Kino International, wo sogar das Rauchverbotsschild noch volkseigen ist. Am schönsten sind ja die Plaste-Lüster im Barbereich, wo man durch riesige Fenster, die seit der Berlinale mit dem Berliner Bär verziert sind, einen sagenhaften Blick auf den Berliner Fernsehturm hat, bekanntermaßen die Antenne einer in Berlin abgestürzten Raumstation.
Heute gab es einen sehr schönen Kinofilm (in der Reihe Mongay), nämlich Les Chansons d’amour. Der Musikfilm erinnert so ein bisschen an 8 Frauen oder Das Leben ist ein Chanson, hat aber auch etwas „Hypersexuelles“ (den Terminus habe ich frei erfunden aufgrund eines Hinweises von Herrn Gesundbrunnen). Es ist ein zwar etwas tragischer, aber dennoch sehr hoffnungsvoller Wohlfühlfilm aus Frankreich, der mal wieder beweist, dass das europäische Kino sehr schön sein kann und möglicherweise unterschätzt wird. Sehenswert!
Funkwelle
Gestern habe ich mit Tim Pritlove auf Funkwelle FM meinen ersten Live-Podcast gemacht, und zwar unter dem Titel Qualitätsmanagement in der Wikipedia. Live war er deshalb, weil er nicht nur gestreamt wurde, sondern auch in Berlin als Radiosendung auf UKW live ausgestrahlt wurde (95,2 MHz). (Das klingt jetzt irgendwie nach Steinzeittechnik, aber ist auch ganz nett.) 🙂
Eine Live-Sendung ist ganz schön stressig, zumal man in der Studio-Sofa-Situation bei Funkwelle nicht gut auf den Laptop schauen kann, weshalb ich einige Male überfragt war. Mit einem Headset am Tisch ist die Podcastproduktion praktischer. Es hat trotzdem irre Spaß gemacht! Ich sollte wirklich unter die Podcaster gehen. Das Equipment habe ich ja eigentlich.
Diejenigen, die den Podcast nicht live gehört haben, können ihn sich natürlich als Chaosradio Express 093 herunterladen. Viel Spaß und vielen Dank für alle Kommentare!