# books – maha’s blog

Artemis

Ich habe gerade Artemis, das neue Buch von Andy Weir zu Ende gelesen. Das war gar nicht so schnell geplant, aber am Ende wurde es halt richtig spannend und ich konnte es nicht mehr beiseite legen. Es hat mir nicht ganz so gut gefallen wie Der Marsianer, aber das soll einer Empfehlung keinen Abbruch tun. Hier zunächst meine Kritikpunkte, wobei ich Spoiler versuche zu vermeiden: Die Hauptperson wirkt etwas hölzerner als der Marsianer; vor allem kann ich mich mit den vertretenen politischen Ideen schwer anfreunden: Sie beruhen auf libertären Vorstellungen, bei denen anstelle von demokratisch legitimierten staatlichen Organen Individuen in einem schwachen Staat das Zusammenleben regeln. Das Ganze erinnert sehr an Ayn Rand. Auf der positiven Seite steht allerdings, dass ich eine Menge über Raumfahrt, den Mond, das Leben mit geringer Gravitation usw. gelernt habe. Das wiegt die Nachteile auf. Und vor allem ist es spannend. Das Buch wird sicher auch verfilmt, jedenfalls ist es schon so angelegt. Eine Frage bleibt bei mir offen (oder habe ich was überlesen?): Warum wird auf dem Mond Strom aus Atomkraftwerken generiert und nicht aus Photovoltaik?

LaTeX in Word umwandeln

Wenn ich Bücher oder Artikel schreibe, benutze ich ja meistens das Schriftsatzsystem LaTeX. Hier ein paar Gründe:

  1. Ich bekomme ein schönes pdf (dank XeTeX kann ich auch bei den Schriftarten dabei alle Register ziehen, ich finde ja die TeX-Standard-Schriftart Computer Modern nicht so ansprechend).
  2. Die Literaturverwaltung mit bib(la)tex (und biber) funktioniert einwandfrei. Ich bekomme die richtigen bibliografischen Angaben direkt im Bibtex-Format aus den gängigen Datenbanken und natürlich aus Zotero, Google Scholar, BibSonomy usw. Außerdem habe ich für meine Interessengebiete schon größere Literaturdatenbanken in Bibtex.
  3. Querverweise funktionieren in Latex einwandfrei (ein großes Manko bei Pages).
  4. Ich benötige häufig komplizierte Sonderzeichen: Phonetische Zeichen sind dank UTF-8 zwar fast überall verfügbar, nur sehen sie meist typografisch merkwürdig aus. Außer in Latex ist es fast unmöglich, beliebige Zeichen zu kombinieren, was aber in linguistischen Arbeiten oft nötig ist, insbesondere wenn es um Dialekte geht.
  5. Die interlineare Übersetzung von exotischen Sprachen ist ohne Latex eine ziemliche Fummelei.
  6. Ich lasse mich vom Inhalt nicht durch Formatierungsfragen während der Texterstellung ablenken.

Das Problem ist aber, dass viele Herausgeber gern statt einer Latex-Datei eine Word-Datei haben möchten (manchmal „unformatiert“, häufig auf der Basis eines eigenen Stylesheets). Die Umwandlung von Latex zu Word ist eigentlich ganz einfach, wenn man weiß, wie es geht. Ich habe verschiedene Lösungen ausprobiert und nur eine scheint mir (trotz einer gewissen Komplexität) wirklich ohne Abstriche gangbar: Die Umwandlung vollzieht sich in drei Schritten:

tex4ht

Das Script htlatex kompliliert latex-Dateien mit dem Paket tex4ht. Auf der Kommandozeile gebe ich Folgendes ein:

htlatex Latexdatei.tex 'html,charset=utf-8,NoFonts'

Damit wird die Latexdatei in eine html-Datei umgewandelt. Mit der zweiten Option wird im Header dieser Datei vermerkt, dass es sich um eine UTF8-kodierte Datei handelt (was aber nicht stimmt, dazu gleich mehr). Die dritte Option unterdrückt die Angabe von Zeichensätzen in der html-Datei, denn die brauchen wir nicht, da die am Ende herausfallende Datei entweder „unformatiert“ sein oder einem Stylesheet entsprechen soll.

Korrekt in UTF8 umgewandelt würde die Datei mit folgenden Optionen (das Leerzeichen zu Beginn der zweiten Optionsgruppe ist wichtig):

htlatex Latexdatei.tex 'html,charset=utf-8,NoFonts' ' -cunihtf -utf8 -cvalidate'

Das führt aber dazu, dass die Datei auch Ligaturen enthält, was für die weitere Verarbeitung aber störend ist. Ohne die zweite Optionsgruppe ist die entstehende html-Datei (trotz anderer Information im Header) in ISO-8859-1 kodiert und enthält keine Ligaturen.

Kodierung korrigieren

Ich muss also die Kodierung korrigieren mit:

iconv -f ISO-8859-1 -t UTF-8 Latexdatei.html

Jetzt haben wir eine html-Datei in der richtigen Kodierung (entsprechend der Angabe im Header). Diese Datei kann ich natürlich als html-Seite veröffentlichen, was ich aber gar nicht möchte. Es ist vielmehr die Grundlage für die Weiterverarbeitung, die ich mir gar nicht anschaue.

pandoc

Die entstandene html-Datei kann ich jetzt in jedes beliebige Format umwandeln dank Pandoc. So ist es kein Problem, einfach ein schönes E-Book zu produzieren (epub oder gar epub3). Auch die Umwandlung in doc oder docx ist möglich. Ich gehe allerdings meist über einen Zwischenschritt und wähle odf, damit ich mir die Datei noch mal mit Open/LibreOffice ansehen und durchsehen kann, bevor ich sie als Word-Datei abspeichere und an den Herausgeber schicke.

Bevor jetzt jemand fragt: Die direkte Umwandlung von latex nach doc mit pandoc liefert keine auch nur im Ansatz zufriedenstellenden Ergebnisse. Insbesondere bekomme ich biblatex nicht richtig mit pandoc vermählt.

Leidkultur und Leetkultur

In letzter Zeit sprechen viele Politiker wieder von Leidkultur. Ich schreibe das absichtlich mit d, denn was soll das anderes sein, als die Kultur, die uns der Deutschunterricht in der Schule verleidet hat? Eine Leitkultur mit t kann es nicht geben, denn Kultur ist immer vielfältig und es gibt keine „Kulturhierarchie“. Auch das Wort Subkultur ist seltsam, denn wer entscheidet, was Leit- oder Sub- ist?

Zum Glück gibt es die selbsternannte Leetkultur (bzw. 1337kultur in Leetspeak) als Gegenentwurf zum unsinnigen Konzept der Leidkultur; leet steht für élite und spielt mit dem elitären Kulturbegriff, denn Leetkultur ist eben nicht elitär, sondern Kultur aus der Nerd-Perspektive. Es geht dabei darum, die Prinzipien der Hacker-Ethik auf die (nicht nur technische) Kultur zu übertragen. Das könnte so aussehen:

  • Der Zugang zu Kultur und allem, was einem zeigen kann, wie diese Welt funktioniert, sollte unbegrenzt und vollständig sein.
  • Alle Informationen müssen frei sein.
  • Misstraue Autoritäten – fördere Dezentralisierung!
  • Beurteile einen Urheber nach dem, was er tut und nicht nach Kriterien wie Aussehen, Alter, Rasse, Geschlecht oder gesellschaftlicher Stellung.
  • Man kann mit einem Computer Kunst und Schönheit schaffen.
  • Kultur kann dein Leben zum Besseren verändern.
  • Mülle nicht in den Daten anderer Leute.
  • Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen.

Ich habe hier lediglich zweimal Computer (im Plural) durch Kultur ersetzt und Hacker durch Urheber. Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Über 1337kultur, also über Kultur aus dieser Perspektive plane ich, einen Podcast zu machen, der auch 1337kultur.de heißt. Darin wird es über alle Arten von Kultur gehen: Bücher, Musik, Filme, Kunst, Sport usw. Die folgenden Themen stehen schon fest:

  1. Labsal Weltliteratur: Bücher, die wir kennen, aber nicht gelesen haben (Folge 1)
  2. Beredte Bilder: Comics und Comic-Verfilmungen (Folge 2)

Wem in den Titeln ungewöhnliche Wörter auffallen, soll sich bis zur Sendung gedulden; sie werden dort erklärt. Jedes Mal soll nämlich auch ein leider zu wenig verwendetes Wort vorgestellt werden, das ich auch immer versuche, in den Titel einzubauen.

Die Folgen will ich übrigens schon bei der Aufnahme streamen, so dass die Möglichkeit besteht, über Twitter/Identi.ca und Internet Relay Chat mitzumachen. Die erste Folge wird am Sonntag 13.3.2011 um 13.37 Uhr gestartet, die zweite am gleichen Tag um 15.30 Uhr. Einige Tage später wird dann die erste Folge auch im Podcastfeed sein (technisch überarbeitet von Christopher Schirner, den aufmerksame Hörer schon vom Klabautercast kennen), die zweite Folge noch ein paar Tage später. Für den Stream kann ich dankenswerterweise den Server von xenim.de nutzen. Dort gibt es auch ein Archiv, ich empfehle aber den Rückgriff auf die technisch bearbeiteten Podcastversionen unter 1337kultur.de.

Der Podcast steht natürlich unter einer Creative Commons-Lizenz, nämlich cc-by-sa und darf entsprechend weiter- bzw. wiederverwendet und verbreitet werden – gern auch über Radio.

Update: Das Streaming war eine interessante Erfahrung: im Chat haben so zwanzig bis dreißig Leute mitgemacht und der direkte Feedback war sehr hilfreich. Es sind auch gleich zwei Pads mit den Shownotes geschrieben worden, eins zu Labsal Weltliteratur und eins zu den beredten Bildern.

My 2010 Favorites

  • best movie I saw in 2010: Inception, mostly thanks to Hans Zimmer’s soundtrack,
  • best TV series: Boston Legal: this is not a new series, but I came to know and appreciate it only in 2010,
  • most interesting fiction book I read in 2010: Watchmen,
  • best non-fiction book I read in 2010: Schwarzbuch Deutsche Bahn,
  • best podcast in 2010 (I only discovered it on the last day of the year): Raumzeit,
  • most interesting language I studied in 2010: toki pona,
  • best music I re-discovered in 2010: songs by the Basque singer and song writer Mikel Laboa;
  • best gadget: in June 2010, I bought an iPad,
  • so here’s the best App I found so far: iAnnotate,
  • and here’s the best iPhone App I found in 2010: CamScanner.
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Filmwarnung: The Time Machine

Habe vor Kurzem Die Zeitmaschine im englischen Original gelesen und kann The Time Machine sprachlich und inhaltlich sehr empfehlen, besonders weil es dort auch um den Gegensatz von Materialismus und Immaterialismus geht (nur im Buch, nicht in den Verfilmungen!). Jetzt wollte ich natürlich auch die Verfilmung sehen, eigentlich die von 1960, die ich vor vielen Jahren schon mal auf dem Schwarz-Weiß-Fernseher meiner Großeltern gesehen hatte. Ich konnte mich noch dunkel erinnern, dass Die Zeitmaschine (1960) irgendwie in den Kalten Krieg verlegt worden war und die Eloi immer dann getötet wurden, wenn sie bei Atomalarm in den Bunker gingen, was natürlich für H. G. Wells noch kein Thema war.

Leider bekam ich stattdessen den falschen Film, nämlich die Neuverfilmung von 2002 (The Time Machine (2002)), vor dem ich warnen muss: Das Drehbuch ist furchtbar! Jede Art von tieferer Bedeutung ist einfach herausgefiltert worden. Der Film ist zäh, überhaupt nicht spannend, verstrickt sich in logische Pannen und Rührseligkeiten. Die Filmmusik ist streckenweise übertrieben dominant und unpassend. Komplett unerträglich ist der Film für Linguisten: Alle Personen sprechen amerikanisches Englisch des ausgehenden 20. Jahrhunderts mit zum Teil Westküstenakzent, egal ob es sich um New Yorker Pferdekutscher, Räuber oder Professoren handelt. Und obwohl die Eloi im 802. Jahrtausend eine andere Sprache sprechen, muss der Zeitreisende (im Unterschied zu dem der Buchvorlage) diese nicht lernen, weil sich sofort zwei Dolmetscher finden (der eine davon ein Kind). Sie haben diese 800000-Jahre alte Sprache so perfekt gelernt, dass sie sie mit dem gleichen Akzent sprechen, auch wenn ihnen hier und da mal ein Wort fehlt. Der Ober-Morlock (auch eine Erfindung aus dem verqueren Drehbuch) spricht natürlich auch perfekt Englisch, während die anderen Morlocks offenbar sprachlos sind.

Ich spare es mir, auf alle logischen Brüche des Filmes im Einzelnen einzugehen und empfehle, dieses Machwerk zu meiden! Da empfehle ich lieber das Buch, das als Wikisource-Text und anderweitig frei vorliegt.

My 2008 favorites

My 2007 favorites

2007 was a very busy year for me; nevertheless, I managed to read some books, watch movies, listen to music and go to the theater. Here are my last year’s favorites:

And please, let me know what you liked in 2007.

Harry Potter 7

I have just finished the seventh and presumably last volume of the Harry Potter series: Harry Potter and the Deathly Hallows, and as with the other books of the heptalogy, I liked it! The story was extremely thrilling and very convincing. Contrary to former parts, it presupposes knowledge about what happened in the sixth book: One has to know what horcruxes are and who the Half-Blood Prince is. I had forgotten about the Half-Blood Prince and wondered who the prince was in the chapter: The Prince’s Tale (which is a funny title, because it’s only function is the reference to the preceding book).

Some people told me they didn’t like the ending of the book. I do not share their opinion. I quite liked the final turn. It is impressive how well the loose ends finally fit together. I would like to criticize only one aspect: The last book extols the traditional family model. In the 21st century, we ought to surpass the straight mind or narrow-mindedness of the traditional family that eludes the characters (and possibly the readers) at the end of the story. J. K. Rowling started out better!

Nevertheless, the last book is by far the most suspenseful of the series and doesn’t lack humor. It is highly readable, especially if you feel at home in the Harry Potter universe.

Megatokyo

Ich bin ja eigentlich nicht so wirklich ein Comic-Fan, dennoch möchte ich hier jetzt mal eine Comic-Empfehlung abgeben, auf die mich
Dapete, ein Wikipedianer, gebracht hat: nämlich Megatokyo. Da ich kein Gamer bin, habe ich manchmal etwas Probleme mit dem Computerspieler-Jargon und kenne das eine oder andere Computerspiel nicht, aber der Comic ist sehr gut gemacht. Ich mag natürlich die sprachliche Seite besonders (vor allem den spielerischen Einsatz von Leetspeak), außerdem gefällt mir der Durchgriff auf die Metaebene sehr, wie zum Beispiel in Episode 22. Es ist ein wirklich intelligentes Comic. Wer sich einarbeiten will, der kann auch mal ins Megatokyo-Wiki schauen, das sehr hilfreich ist. Auf dem Chaos Communication Camp werde ich vielleicht etwas Zeit haben, mir noch ein paar Folgen des Comic reinzuziehen. Für die Offline-Zeit habe ich mir den neuen Harry Potter 7 mitgenommen.

Best novel I’ve ever read

Yesterday I finished Vladimir Nabokov’s novel Pale Fire and I have to admit: I’m flabbergasted! This novel is without doubt one of the best novels I’ve ever read! First of all, it is the final reckoning with literary critique and scholarship and it is a really well constructed novel which is written in a way that it can never become a movie. The novel consists of a foreword, an “heroic” poem of 999 lines (by the imaginary writer John Shade) and a scholarly commentary to the poem (by the unreliable narrator  and scholar Charles Kinbote. Perhaps, this sounds boring to you, but in the commentary a totally different story is told which turns out to have something of a thriller. Why there is such a story (only) within the notes will become evident in the last commentary to the poem. I shall refrain from writing a spoiler, because you really have to read it yourselves!

The construction of the novel is really very special, although it remains highly readable throughout. I have said that it is the final reckoning with literary critique and scholarship, but it gives even literature itself a hard time. And it is very critical with the US and Old Europe (as usual in Nabokov’s novels). After reading Lolita and Pnin, I didn’t really become a fan of Nabokov’s writing (although at least Pnin isn’t bad either), but Pale Fire was a revelation for me. It is no surprise that the novel figures in the Random House lists of the 100 best novels.