# gay life – Seite 2 – maha’s blog

Gay Photo Award, Marathon & Marathon Man

Am letzten Wochenende war in Berlin mal wieder Berlin-Marathon, also eins dieser Großereignisse, die den regulären Ablauf des Großstadtlebens versuchen, aus der Bahn zu werfen, was bis zu einem gewissen Grad auch gelingt. Ich will hier aber nicht meckern, denn ich freue mich natürlich, in einer Stadt zu leben, in der solche Großereignisse stattfinden. Schließlich machen solche Ereignisse Berlin ja auch noch anziehender, als es eh schon ist.

Am Sonnabend wurde ich auf der Fahrt zur Verleihung des Gay Photo Award schon ziemlich ausgebremst – durch Menschenmassen, die sich durch den Mäusetunnel zwischen den Bahnsteigen des U-Bahnhofs Stadtmitte zwängten. Schließlich war ich aber (im Gegensatz zu den Autofahrern) doch einigermaßen pünktlich in der Galerie Laine-Art, wo das Ereignis stattfand. Die geringere Teilnahme war sicher auch dem Marathon geschuldet, aber der Abend war sehr gelungen, die erstplatzierten Fotos waren richtig gut und die Preisträger hübsch. 😉 Gut hat mir auch der musikalische Beitrag der Berliner Jazz- und Impro-Sängerin Birgit Breuer gefallen. Nach der Veranstaltung bin ich etwas erschöpft quer durch die übervolle Hauptstadt nach Hause gefahren und hatte dabei völlig eine Party vergessen, zu der ich eigentlich wollte. Manchmal ist in Berlin eben doch zu viel los.

Am Sonntag war dann wieder ein Filmabend angesagt: Bei Kürbissuppe und Sangiovese (aus der Provinz Chieti) gab es passend zum Thema des Wochenendes den Filmklassiker Marathon Man. Der Film wirkt nach über dreißig Jahren schon ziemlich angestaubt. Man sieht auch wenig von Manhattan, was bedauerlich ist, denn ich hätte gern das 1973 noch in Bau befindliche World Trade Center gesehen. Dafür konnten wir im Anschluss an den Film noch Einblicke in das Berlin der fünfziger Jahre werfen – mit dem Film Berlin – Ecke Schönhauser, einem nach heutigen Maßstäben etwas seltsam anmutenden DEFA-Film mit schönen historischen Ansichten der Schönhauser Allee.

documenta 12

Museum Fridericianum

Ich habe es doch noch geschafft zur documenta 12 nach Kassel zu fahren. Zum letzten Mal war ich ja zur letzten documenta in Kassel. Irgendwie reizt Kassel nur alle fünf Jahre. 🙂 Diesmal war ich mit fh unterwegs. Wie schon auf der documenta 11 gab es keine wirklich außerordentlichen Höhepunkt, aber doch viel Interessantes zu sehen. Ich habe allerdings den Eindruck, dass es weniger Werke waren als beim letzten Mal. Besonders gut hat mir die Aufstellung der Kunstwerke gefallen, weil es den Organisatoren offenbar darum ging, eine gewisse Dramaturgie herzustellen. Das kann man besonders gut im documenta-Pavillon sehen. Die Dichte der Werke scheint zu steigen. Vor dem Gitarrenraum von Saâdane Afif (einer meiner Favoriten!) steht ein kleiner grüner Quader (Green Box von John McCracken), dahinter dann ein großer grüner aufgeblasener Quader von einem anderen Künstler, und im gleichen Raum läuft auf drei Mac-Displays eine DVD von Hito Steyerl, die lediglich monochromes Rot zeigt (Red Alert) – leider ohne Erwähnung im Katalog, dafür aber im sehr interessanten documenta-Blog.

Gay Teapot

Richtig gut gefallen hat mir Lukas Duwenhöggers Celestial Teapot. Die schwule Teekanne war als Mahnmal für die verfolgten Schwulen für den Tiergarten vom Künstler vorgeschlagen worden, wurde aber abgelehnt. Das ist eigentlich schade, denn so eine begehbare Teekanne hätte schon etwas hergemacht und wäre ein Attraktion gewesen (vor allem wenn sie höher als der Reichstag gewesen wäre). Besonders reizvoll ist die mehrfache Interpretationsmöglichkeit der Himmlischen Teekanne:

  1. Sie bezieht sich auf eine für eine Tunte wichtige Körperhaltung.
  2. Sie spielt auf die gerade in der Nazi- und Nachkriegszeit wichtige Bedeutung von Klappen an. (Heute sind sie ja von GayRomeo abgelöst worden.)
  3. Außerdem spielt der Titel des Werks auf Russells Teekanne an.
Red Room

Natürlich gab es weitere Höhepunkte: zu Iñigo Manglano-Ovalles Raumkunstwerk Radio hat fh ja schon einen Kommentar abgegeben, dem ich nur zustimmen kann: Wenn man nach ein paar Minuten Aufenthalt in dem roten Raum wieder in den Raum mit weißen Wänden zurückkehrt, sieht man das Weiß blau, bevor die Augen wieder einen Weißabgleich durchgeführt haben.

Ich habe meinen neuen Fotoapparat zum Glück nicht mitgeschleppt, sondern nur ein paar wenige Fotos geknipst. Die Fotoausrüstung hätte nur gestört, da man keine Taschen in die Ausstellungen nehmen darf. Die documenta 12 endet am 23. September. Wer also noch nicht dort war, sollte sich schleunigst auf den den Weg machen.


Chaos Communication Camp: Atmosphärisches

Es gibt Ereignisse, die eine ungeheuere Wirkung auf diejenigen haben, die an ihnen beteiligt sind. Ein solches Ereignis ist das Chaos Communication Camp (Website, Wiki, Blog), das in diesem Jahr in Finowfurt stattfand und von dem ich gerade zurückgekehrt bin. Sicher spreche ich da nicht nur für mich, sondern auch für andere Teilnehmer. Genau genommen besteht das Camp ja darin, mit ein paar Nerds unter widrigen Umständen ein paar Tage auf dem Acker (auf des Heiligen Reiches Streusandbüchse) zu campen. Was ist daran faszinierend?

  • Zunächst ist es faszinierend, wie im Nirgendwo die Infrastruktur einer mittleren Kleinstadt entsteht (mit Abstrichen bei der Sanitärtechnik, die im Wesentlichen vom Luftfahrtmuseum übernommen wurde). Es gab Strom und Internet für alle und eine vorbildliche Essens- und Getränkeversorgung.
  • Die nächtliche Beleuchtung und Beschallung trugen zudem sehr zur Camp-Atmosphäre bei. So ein Freiluftcamp vermittelt ein ganz besonderes Gefühl von Freiheit.
  • Was aber besonders fasziniert, sind die Teilnehmer: Hier gibt es nur wenige Spießer, die sich selbstzufrieden zurücklehnen. Die meisten Camp-Teilnehmer sind vielseitig interessiert und ständig auf der Suche nach Neuem. So kann man mitten in der Nacht am Lagerfeuer oder in der Hängematte über die Heisenbergsche Unschärferelation, über Achilles und die Schildkröte oder Schrödingers Katze diskutieren und dabei noch etwas Neues lernen. Auch alte und neue Bücher, der Unwahrscheinlichkeitsantrieb und was die Welt im Innersten zusammenhält sind durchaus Themen, die diskutiert werden.

Für mich war das Camp besonders deshalb so bemerkenswert, weil ich eine Menge neuer und sehr netter Leute kennen gelernt habe: zum einen durch meine Mitarbeit bei der Betreuung der Vortragenden (hochtrabend „Konferenzleitung“ genannt), wo sich nicht nur unter den Vortragenden, sondern auch bei den Helfern interessante Leute einfanden, zum anderen durch das eigentlich gar nicht vorhandene GayVillage: Ein Unbekannter mit dem Nickname Darkstar hatte im Wiki ein schwul-lesbisches Village eingetragen. Bei dem Versuch, das nicht-vorhandene GayVillage zu finden, trafen sich immerhin nicht weniger als zehn Leute, was man durchaus als Erfolg werten kann, denn darunter waren ein paar sehr nette Nerds, mit denen ich gern weiter in Kontakt bleiben werde.

Natürlich gab es auch ein Programm, von dem ich trotz lauter Chill-Möglichkeiten durchaus das eine oder andere Highlight besucht habe, aber dazu werde ich später einen Eintrag schreiben.

Berlinale und andere Filme

Am Sonntag hab ich endlich etwas Berlinale-Flair genossen und einen Film des Festival-Programms gesehen, und zwar den sehr abgefahrenen Film Dasepo Sonyeo – Dasepo Naughty Girls. Der Film ist ziemlich schräg und, wie man deutlich erkennt, aus einem koreanischen Anime entstanden. Er wurde in der Siegessäule als schwul-lesbischer Film angekündigt, was nun überhaupt nicht passte. Aufgrund eines rosa Luftballons und etwas allgemein gehaltenem Sadomasochismus qualifiziert er sich wohl höchstens als queer. Ich halte den Film aber durchaus für sehenswert, wenn man mal was wirklich abgefahren Absurdes sehen will.

Eigentlich bin ich ja gar nicht so der Berlinale-Typ. Das liegt schon daran, dass ich die herumlaufende Prominenz nie erkenne. Was habe ich auch davon, wenn ich von weitem Clemens Schick erkenne, der angeblich dort herumlief. Ich kenne den ja gar nicht! (OK, Casino Royale (2006) habe ich noch nicht gesehen!)

Es war überhaupt das Wochenende der absurden Filme! Nachdem ich am Freitag bis in die Puppen an meinem Buchmanuskript gearbeitet hatte, gönnte ich mir am Wochenende etwas Auszeit und sah mit Keks den Film Party Monster, der auch etwas seltsam bis absurd ist. Er hat mir aber trotz der schlechten Bewertung bei imdb sehr gut gefallen.

Latter Days

An English reader of my blog complained that I had been writing in German too often. So here’s another entry in English. I just so a very unpretentious movie which I liked a lot: Latter Days (web site). With the exception of the main character, the acting didn’t convince me, but the story was quite good: It’s about a love affair between a gay party boy and a young Mormon missionary. As you can imagine, such a relationship is quite problematic. The movie is very American and, as such, has some metaphysical undertones to counterbalance its criticism of religious intolerance. But some story lines are hilarious: one of the main characters asks his gay colleague: “Do you believe in God?” And he answers: “…you mean: other than Madonna?” Well, this isn’t a really great movie (although the imdb-score is 7.8/10!), but it’s entertaining and stands up against (religious) prejudice and intolerance.

Vernissagen

Am Samstag war ich zur Vernissage des 11. Gay Photo Awards in der auch sonst empfehlenswerten Weddinger Galerie Laine-Art; ich hatte die Moderation dieses Abends übernommen und schlug mich wacker. Wie immer gab es interessante Fotos zu sehen und das Abendprogramm war ganz schön: Es gab eine kurze Schlangenbeschwörung, die mich persönlich jetzt nicht besonders beeindruckt hat, und den Nachwuchssänger Daniel Soltwedel, der nicht nur hübsch aussieht, sondern auch singen kann. Die Texte seiner Pop-Balladen habe ich allerdings nicht so gut verstanden, weil die Gitarre etwas zu laut war. Danach waren wir dann noch im Schraders.

Anschließend schlug Rolf vor, noch eine weitere Vernissage zu besuchen, nämlich zu einer Ausstellung über einen frühen Fotografen namens Otto Ehrhardt im Kunstoffice. Auf dem Weg sah ich noch eine weitere Galerie, in der an diesem Samstag eine Vernissage stattfand (allerdings nicht mit Fotos). Das ist das Schöne an Berlin: Man kann (sogar spontan) an einem Samstag gleich mehrere Vernissagen besuchen. Das soll erst mal eine andere deutsche Stadt nachmachen!

Welcome to the Berlin lesbian & gay street party

Welcome to the Berlin lesbian & gay street party

The Berlin Gay pride week always starts with a two-day street party (ìStadtfestî in German) in and around Nollendorfplatz (the English version of the Wikipedia article is rather short) and Motzstrafle. This street party must not be confused with the big Gay pride parade which takes place on the following Saturday.

Since I won’t have time to go to the parade this year, I wanted to be at the Stadtfest at least. Actually, it can be much more interesting, because various gay and lesbian groups present themselves with information desks at the Stadtfest. Moreover, there are five stages with shows, DJs etc. So there is a lot to see and it is quite easy to get in touch with people at the different information desks.

My main interest though is to meet people I know but haven’t seen for a while. The Stadtfest is an ideal place to meet old friends. It worked out quite well although unfortunately there are people who I was sure to meet and who weren’t there this year. They don’t have a good excuse, because the weather was fine. Perhaps, the Love Parade which took place on Saturday was a strong competitor…

Berliner Sonntag, schräge Filme

Ich liebe sommerliche Sonntage in Berlin: Nach ausgiebigem Ausschlafen schwinge ich mich dann gern auf mein Fahrrad und fahre zu einem Freund, um gemeinsam zu brunchen. Das Besondere an Berlin ist ja, dass man sich hier zum Frühstück verabredet. Kurt Tucholsky war ja der Meinung, das liege daran, dass der Berliner sonst keine Zeit habe. In Wahrheit handelt es sich allerdings eher um ein „Spätstück“, denn angesichts des späten Nachtlebens hat der Berliner zum frühstücken jedenfalls keine Zeit.

Heute war ich bei einem Fotokünstler zu Gast, mit dem man sich sehr gut über Kunst, Literatur und Film unterhalten kann. Das ist immer sehr kurzweilig! Außerdem leiht er mir immer ein paar Filme aus seiner üppig bestückten DVD-Sammlung aus. Einen davon konnte ich gleich in den Video-Abend einbringen, der für mich häufig den krönender Abschluss eines erholsamen Sonntags darstellt.

Gestern gab es dort gleich zwei schräge Filme, wobei ich schräg hier durchaus auch im Sinne von queer verstehe: Zunächst wurde Naked Lunch (imdb) gezeigt: ein wirklich seltsamer und oft unappetitlicher Film (David Cronenberg eben!); ich sollte unbedingt die Romanvorlage auf meine Leseliste setzen. Auf David Cronenbergs Website gibt es eine interessante Filmkritik aus Gay Times, in der Cronenberg ein unangemessener Umgang mit der Schwulenthematik des Romans vorgeworfen wird. Ich halte diese Kritik für unberechtigt: der Kritiker hat die an der kritisierten Stelle vorhandene Metapher mit der Europäischen Gottesanbeterin offenbar nicht verstanden oder nur das gesehen, was er sehen wollte.

Praktischerweise gab es im Anschluss an diesen Film dann die von mir eingebrachte leichtere Kost, nämlich: The Producers von Mel Brooks (und zwar die ältere Fassung): ein angenehmer Filmspaß mit vordergründigem und hintergründigem Humor (so dürfte die Person des Regisseurs auf Ed Wood anspielen, was natürlich nur Eingeweihte merken). Mit all seinen Anspielung ist der Film (vielleicht eher unfreiwillig) eine Generalabrechnung mit dem 20. Jahrhundert – insbesondere was Kultur und den Kulturbetrieb betrifft. Sehenswert schräg!

Teufelssee, The Shawshank Redemption

Am Sonntag hatte ich Gelegenheit, mal den Teufelssee im Grunewald auszutesten. Ich hatte bisher immer das Strandbad Wannsee vorgezogen, aber da mein Stelldichein den Teufelssee vorschlug, wollte ich dann doch mal schauen, wie es dort ist. Es wurde dann auch ein sehr chilliger Nachmittag. Ich kann den Teufelssee durchaus empfehlen, obwohl es da sonntags doch recht voll. Vielleicht ist das unter der Woche besser. Der Teufelssee ist besonders gut geeignet, wenn man eine Mischung aus Sonne und Schatten bevorzugt. Statt Sandstrand am Wannsee findet sich hier eher Märkische Heide, Märkischer Sand.

Am Abend gab es dann The Shawshank Redemption (deutsch: Die Verurteilten, der bei der imdb auf Platz 2 der Liste der besten Filme steht! Ich hatte ihn vor Jahren schon einmal gesehen und war damals nicht so begeistert – inzwischen aber schon: Es ist ein außergewöhnlicher Film, der vielleicht nicht unbedingt zu meinen Lieblingsfilmen gehört, aber unbedingt sehenswert ist.

Knackiges statt WM

Eigentlich wollte ich hier mal alle Seiten zusammenfassen, die sich mit der Freiheit von der FIFA-Hysterie beschäftigen, die gerade über Deutschland eingebrochen ist. Aber dazu gibt es schon einen Artikel bei spiegel.de. Das kann ich mir also sparen! Hier nur ein paar wertvolle Ergänzungen:

Was habe ich während des Eröffnungsspiels gemacht? Nein, ich war nicht auf der Fanmeile, sondern habe mich vom WM-Werbespot der Schweiz inspirieren lassen, ohne in die Schweiz zu fahren… 🙂